14 Tage auf der Adlerroute
Ankunft in Ulaanbaatar
Im vollbesetzten Flieger ging es direkt von Frankfurt nach Ulaanbaatar. Eine große Stadt, die wir schnell verlassen wollten. Trotzdem tauchen wir für einen Tag in die Machtzentrale der Mongolei ein. Tempel zwischen Hochhäusern und einfachen Wohnblocks, Märkte mit allem, was man für die Reise braucht, ein paar europäischen Touristen haben sich auch verirrt.Einkaufen
Auf dem Programm steht dann natürlich Einkaufen und den Landcruiser übernehmen. Beides macht einen riesengroßen Spaß. Och (ein super Typ), unser mongolischer Mann für alles (von Follow the Tracks) nimmt uns auf dem unsicheren Terrain an die Hand. Wir fahren zusammen mit ihm zu 3 verschiedenen Supermärkten und kaufen, was wir glauben zu brauchen. Grillzeug für die ersten Lagerfeuer, Gemüse, Sekundenkleber (man weiß ja nie), Nudeln mit Tomatensoße, Kartoffeln, Bier, Wein, koreanische Fertiggerichte aus der Tüte für den Notfall, Brot, Wasser und und und. Och steht mit VIEL Rat zur Seite. Zu oft schon hat er seinen Gästen im Supermarkt geholfen, das Richtige für die mongolischen Steppe zu kaufen.Das Auto
Natürlich haben wir auf der Homepage von Follow the Tracks schon alle Videos gesehen. Wenn dann aber das Auto mit dem Dachzelt und seiner Campingaustattung auf dem Hotelparkplatz steht und Dir ein erster Hauch von Offroad Abenteuer entgegenschlägt, ist das doch etwas anderes. Wir sind sehr puristisch, wenn es um Ausrüstung geht. Also erstmal alles raus aus dem Auto und dann Stück für Stück wieder einladen. Wir haben bestimmt die Hälfte bei Och gelassen. Kein Reservezelt (wir schlafen ja alle im Dachzelt), kein Wasserkocher (wir haben ja eine Kochtopf), dafür Holz fürs Feuer (in der Wüste gibt’s kein Holz) und was weiß ich für bits and pieces. Och hat uns auch zu allem, was wir zurückgelassen haben erklärt, wofür wir es gebraucht hätten. Aber wie gesagt, puristisch macht mehr Spaß.Reise von Ulaanbaatar in die Wüste Gobi
Die erste Nacht in der Natur ist gleich ein mega Highlight. Wir suchen einen windgeschützten Platz (es windet immer und überall) und klappen das Dachzelt im Angesicht einer atemberaubenden Canyon Landschaft auf. Die asiatischenTagestouristen werden von Ihren Guides in Kleinbussen weggebracht, nur wir bleiben einsam zurück. Einsamkeit, Freiheit, Ungestörtheit, ein Gefühl das uns auf der Reise begleitet hat.Wir schlafen zu viert im Dachzelt. Das geht, aber nur unter sehr guten Freunden oder in der Familie. Aber was ist schöner als nachts unter dem unendlichen Sternenhimmel zusammen ins Dachzelt zu klettern und sich die Erlebnisse des Tages nochmals zu erzählen?
Ankunft in der Gobi
Wir wurden vorgewarnt. Es sei einsam und die pure Natur. Wir sollen immer 3 Liter Wasser pro Person im Auto haben, für den Notfall. Wir treffen nur selten auf andere Menschen. Wir hätten selten Handynetz und sollten genug zum Essen dabei haben.Aber wenn Du dann wirklich dort bist, nur ein paar Jurten hier und da, ein paar Kamele, Schafe, Mongolen auf Pferden oder im Toyota Prius (ich glaube, alle gebrauchten Toyota Prius landen in der Mongolei ;-) ) dann ist es einfach ergreifend schön. Egal was Du vorher in Dokus, in Instagram oder sonst wo gesehen hast. Diese Weite muss man erleben. Mittendrin übernachten wir an einer Sanddüne mit aufkeimendem Tourismus. Übernachten im Ger Camp und eine Dusche (es gibt tatsächlich Wasser in der Wüste) und dann natürlich eine klassischen Kameltour in die Dünen lockern die Einsamkeit der vergangen Tage auf.
Und das alles ohne Guide, ohne Zwänge, treiben lassen und dem Track auf dem Samsung Pad nachfahren. Ohne den Track auf dem Tablett wären wir verloren gewesen. In diese Regionen der Mongolei hätten wir uns auf eigenen Faust niemals getraut. Und alle Highlights sind auf der App gekennzeichnet. Inkl. Beschreibung und ein paar Bildern. So macht die eigene Reisegestaltung Spaß. Abenteuer und doch die nötige Sicherheit dabei.
Kochen
Natürlich gibt es in den Orten unterwegs auch Restaurants. Kleine Buden, in denen am Gasherd oder Feuerofen gekocht wird. Das ist meist einfaches, aber gutes Essen. Und krank sind wir auch nie geworden. Abends stehen wir natürlich immer in der Wildnis, ohne Restaurant. Also kochen wir mit der Hardcore Küchenausrüstung von Petromax. Ein solider Stahltopf, ein Grillrost, unzerstörbare Blechteller und Tassen, eine Gusspfanne, alles fürs Feuer oder den Gasherd den wir dabei hatten. Der Gaskartuschen-Herd ist praktisch und wenn's schnell gehen muss, auch eine sichere Sache. Reservekartuschen hat uns Och genügend mitgegeben. Aber auf offenen Feuer zu grillen und zu kochen macht halt noch mehr Spaß. Und dann kommen auch immer wieder mal (wenn auch selten) Mongolen vorbei. Auf dem Pferd, mit dem chinesischen Motorrad, im Toyota Prius und halten halt mal an. Einfach so, mal schauen, was diese Touristen da machen. Sie setzen sich zu uns ans Feuer, reden mongolisch, trinken ein Bier (von uns), die Kinder freuen sich über ein paar Buntstifte oder Süßigkeiten (unbedingt mitnehmen) und dann ziehen sie wieder weiter. Irgendwie sind wir in diesen einsamen Gegenden eine willkommene Abwechslung. Einmal hat auch ein englisch sprechendes mongolisches Ehepaar bei uns angehalten und wollte dann alles wissen. Wie es in dem Dachzelt aussieht, wie wir den Weg finden (es gibt ja kaum Straßenschilder), was wir denn Nachts alleine so machen würden oder was wir essen.Auch wenn die Situation erstmal etwas Beängstigendes hat, wenn man so ganz alleine in der Wüste plötzlich einem mongolischen Mann gegenüber steht (der einem natürlich in allen dort relevanten Belangen überlegen ist), so können wir doch sagen: Fürchte Dich nicht, sie wollen nur etwas Gesellschaft, ein Happen zum Essen oder zu trinken und niemals Deine Habseligkeiten. Das ist Völkerverständigung auf schönstem Niveau.
Von der Wüste Gobi ins Altaigebirge
Die Steinwüsten, Steppen und Sanddünen weichen langsam dem mächtigen Altaigebirge. Wir freuen uns mal wieder auf eine Dusche, eine Stadt am Fuße der Berge, Menschen, ein Hotel mit Bett und Komfort. Nach den Tagen in der Wüste, in Ger Camps (Jurten), den Nächten im Dachzelt, haben wir uns auf ein wenig Zivilisation gefreut. Gut mongolisch essen gehen, kein Wind am Lagerfeuer, sondern ein Tisch im Restaurant. Die Mischung machts halt doch manchmal, trotz aller Abenteuerlust.Im Altaigebirge sehen wir Schneeberge, Pferdeherden, größere Ansiedlungen mit kasachischem Einschlag.
Von durchschnittlich 1500 - 1800 Höhenmetern (ja, die Wüste liegt hoch, ist nachts kalt und eigentlich immer windig) geht’s jetzt langsam auf 2000 - 3000 Meter hoch.
Adlerjäger
Ein Highlight der Tour ist das Leben über 2 1/2 Tage mit einer mongolischen Familie. Wir schlafen in deren Ger, essen mit ihnen Schaf und Fladenbrot, spielen mit ihren kleinen Kindern, reiten mit ihren Pferden, benutzen ihre Toilette (einfach weit in die Steppe laufen und hinsitzen) und erleben das wahre Leben einer Nomadenfamilie. Der Adler wird zum Statisten, ist sowieso nur noch für die Erhaltung der Tradition und die Fotos da. Das wahre Erlebnis ist das Leben mit der mongolischen Familie.Rückfahrt
Unser Inlandsflug nach Ulaanbaatar wurde gestrichen. Nachwirkungen der Corona-Flugpläne. Aber "Follow the Tracks" hatte natürlich eine Plan B. Entweder eine Etappe zurückfahren und von einer andern Stadt zurückfliegen oder mit dem Auto auf den Teilen der Pferderoute nach Ulaanbataar selbst fahren. Wie gesagt, wir lieben das Abenteuer und machen uns auf die sehr lange Rückreise mit dem Auto. Tagesetappen mit bis zu 700 km und ordentlichem Schotteranteil forderten unsere Kondition heraus. Aber mit regelmäßigem Fahrerwechsel und einer Landschaft, die es wohl nirgendwo auf der Welt gibt, wird die Tour zum Hochgenuss.Flussdurchfahrten (ja es gibt auch sehr viel Wasser in der Mongolei), Nächte an Salzseen mit kitschigen Sonnenuntergängen, Vulkane und am Ende sogar grünen Wiesen, Wälder und Yaks machen die lange Rückreise zum unvergesslichen Erlebnis.
Heimflug
Die letzte Nacht in Ulaanbaatar im Luxushotel ist irgendwie unwirklich. Ein Drink an der Hotelbar mit grandioser Sicht über die Stadt, ein Mongolian Hotpot als finales Abendessen und eine Nacht im weichen Hotelbett runden das Erlebnis ab.Der Toyota Land Cruiser hat uns mit Allradantrieb, Untersetzungsgetriebe, Differenzialsperre und Dachzelt über die ca. 4.000 km tapfer gebracht. In großen Höhen (ab 2000 Hm) hat der 6-Zylinder-3li-Diesel ohne Turbolader (ja sowas gibt es noch) gekämpft, aber er hat uns nie im Stich gelassen. Aus den Sandlöchern haben uns die Sandbleche und der Klappspaten gerettet und aus dem Matschloch haben uns die immer hilfsbereiten Mongolen mit ihrem russischen Allrad-Kleinbus herausgezogen.
Das Dachzelt war unser Rückzugsort, gemütlich, windstill, weg vom Boden, warm genug im Schlafsack und mit grandioser Aussicht, wenn morgens der Reißverschluss aufging. Die Küchenausrüstung von Petromax ist quasi für die Wildnis erfunden worden. Unverwüstliche Teller, Töpfe, Tassen und Besteck und nicht zu vergessen, die solide Kühlbox. Sie kühlt zwar nicht von selbst, aber isoliert hervorragend. Wann immer es Eis gab (in den kleinen Supermärkten unterwegs) haben wir die Kühlbox damit gefüllt und so ist uns kein Essen verdorben.
Fazit
Wer die Mongolei auf eigene Faust erleben will und nicht 4 Monate Zeit zum Erkunden hat, ist bei "Follow the Tracks" bestens aufgehoben.